Der Anfang
Es war eine WhatsApp-Nachricht. Ein leises Summen, das mich aus meiner Konzentration am Schreibtisch geholt hat.
"Papa hört mit der Dialyse auf. Er wird morgen ein letztes mal hingehen."
Keine großen Worte. Zwei kleine Sätze, die eine klare Entscheidung schildern. Worte, die meine Welt leise aus dem Takt geraten ließen.
Was dann folgte, war eine Woche, die sich wie ein ganzes Leben anfühlte.
Ein Rückweg in meine niederbayerische Heimat.
Ein Ankommen an einem Sterbebett.
Ein Erinnern an alte Konflikten, ein aufflammen alter Gefühle.
Aber auch: eine stille Nähe, wie ich sie nicht erwartet hätte. Eine Annäherung an meine Eltern, an meine Vergangenheit und an mich selbst.
Das Fundament
In dieser Woche ist die Erfahrung gewachsen, auf welcher der Roman Sieben Tage Sterben und ein ganzes Leben entstehen konnte. Momente, die sich tief in mir eingebrannt haben gehen auf in einem Geflecht aus meiner erlebten Realität und erfundenen Geschichten. Die Privatsphäre meiner Familie zu schützen, war meine oberste Priorität.
Mein Vater war ein Kind des Krieges. Schweigsam, zäh und oft schwer zugänglich.
Ich war das bunte Kind. Das laute. Das unbequeme.
Der Spagat dazwischen hat mich lange zerrissen – bis ich, mit Blick auf seinen Tod, begonnen habe, anders zu sehen.
Seine Geschichte.
Meine Geschichte.
Unsere Geschichte.
Der Tod als willkommener Gast - was für eine Erfahrung!
Den Tod durften wir in dieser Woche als geladenen Gast empfangen. Papa hatte sich bewusst entschieden zu gehen. Er konnte abschließen mit seinem Leben und in Frieden sterben. Was für ein Geschenk, dies miterleben zu dürfen. Ich habe so viel Trost und Hoffnung gefunden am Sterbebett, dass ich mir irgendwann dachte, das müsste man eigentlich aufschreiben. Vielleicht könnte es auch anderen Menschen Mut machen
Die Erinnerung festhalten, sortieren, in eine Geschichte verweben.
So hatte ich schon kurz nach der Beerdigung damit begonnen das Erlebte aufzuschreiben. Erst per Hand in einem großen Notizbuch. Die Dialoge und Emotionen waren noch frisch. Die Worte sind geflossen wie von selbst. Nach und nach entwickelten sich Geschichten, Passagen haben sich miteinander verwoben, Zusammenhänge sind plötzlich klar geworden. Und ich habe weiter und weiter geschrieben, verändert, ergänzt und verworfen. Zu dieser Zeit entstand auch das Lied "Dei letzter Weg", welches auf dem YouTube-Kanal meiner Band Schmidtanand das Video mit den - mit großen Abstand - meisten Aufrufen ist. Der Tod ist ein Thema in der Gesellschaft. Verborgen, aber unausweichlich.
Das Schreibhandwerk will gelernt sein
Das Buchprojekt wurde mir immer wichtiger. Ich wollte eine gute Geschichte niederschreiben. Wie geht das? Wie schreiben andere Autoren all diese wundervollen Bücher? Ich habe zahlreiche Bücher gelesen und mir im Podcast Schreibzeug von Diana Hillebrand und Wolfgang Tischer viele Tipps und Tricks geholt. Zwei intensive und lehrreiche Schreibseminare bei Walter Zauner und Arwed Vogel haben mir geholfen, an meinem Schreibstil zu arbeiten. Motiviert schrieb ich Passagen um, fügte neue ein und feilte an einzelnen Sätzen und Worten.
Will das überhaupt jemand lesen?
Ein Jahr nach Papas Tod, als ich über 200 Seiten geschrieben hatte, war ich mir nicht mehr sicher, ob die Geschichte vielleicht doch nur für mich bestimmt sein sollte. Ich fragte mich, ob sie wirklich auch für andere Menschen hilfreich und interessant sein kann. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich dreizehn Testleser:innen gewinnen. Ihre positiven und detaillierten Rückmeldungen gaben mir Mut. Offensichtlich vermochte meine Geschichte auch andere zu berühren. Menschen aus völlig unterschiedlichen Berufen.
Mutmacher an meiner Seite
Neben den hilfreichen Feedbacks der Testleser:innen gab mir die Begegnung mit Claudia Matusche noch den letzten Stups zur Veröffentlichung. Claudia ist eine wunderbare Lektorin, die ebenfalls niederbayerische Wurzeln hat und auf verschiedenen Ebenen meine Sprache spricht. Sie verleiht mit ihrer Expertise meinem Text nun noch den letzten Schliff.
Warum also nun dieses Buch?
Dieses Buch ist kein Ratgeber und keine Abrechnung.
Es ist eine Einladung – zum Hinspüren, zum Mitfühlen, zum Verstehen, zum Reflektieren.
Vielleicht findest du darin etwas von dir. Oder von jemandem, dem du begegnet bist.
Vielleicht hilft es dir beim Loslassen. Oder beim Wiederfinden. Oder es hält Antworten auf offen Fragen für Dich bereit.
Was im Buch steckt
Ich habe mein Herz hineingelegt. Die Versöhnung und die Hoffnung. Und das Leben.
So, wie es ist: ungeschönt, widersprüchlich, berührend.
Und manchmal überraschend liebevoll.
Gerade am Ende.
Veröffentlichungstermin: Oktober 2025
