Sonntag am See

Von karinhoislschmidt.de  - Juli 19, 2025

Die Kiesel, die unter ihren langsamen Schritten knirschten. Die Wolken, die sich nach dem Regen langsam wieder lockerten. Erste Sonnenstrahlen. 

Das Schweigen, das über ihnen lag. Elli, die sich bückte, um ihr offenes Schuhband zu binden. Die Bank am Ufer, auf welche sie zugingen. Rolf, der meinte, sie könnten dort doch ein wenig rasten. Auf der Bank, auf der sie früher schon oft saßen. Ein Handtuch, welches er aus seinem Rucksack nahm, um die Sitzfläche zu trocknen. Margret, die sich gestützt von Elli langsam auf die Bank sinken ließ. Der Moment, in dem sie nebeneinandersaßen.

Ihre Halt suchenden Blicke, die sich auf der Oberfläche des Sees kreuzten. Die Ente mit ihren Jungen, die an ihnen vorbei zog. Das eine kleine Entchen, das laut quakend hinterher eilte. Elli, die bei dem Anblick lächeln musste. Rolf der meinte, er könne sich gut daran erinnern, wie sie früher hier sonntags gemeinsam die Enten mit altem Brot fütterten. Margret, die langsam nickte. Die Erinnerung, die nun Bilder in ihnen heraufbeschwor. Rolf, der seine Hand auf den Arm seiner Mutter legte. Sie, die die Berührung genoss. Das Schweigen, welches aus dem Moment erwuchs und sich zäh zum See hinstreckte.

Elli, die jetzt meinte, sie könne sich noch gut daran erinnern, wie Rolf sie eines Nachmittags hier ins Wasser geschubst hatte. Der große Bruder, der auflachte und erwiderte, sie hatte es aber auch wirklich verdient. Sie, die ihn damals mit dem Stock getriezt hatte. Das neckische Lachen, welches jetzt, über die zwischen ihnen sitzende Mutter, hin und herschwang. Die Verbundenheit, die sie aufsogen. Margrets Gedanke, der sich ihr aufdrängte, warum es nicht immer so sein könne. Das leise Stechen, das sie in ihrer Brust fühlte. Die Gewissheit, Leichtigkeit zerbrechlich.

Die Weide am Ufer, deren Zweige bis ins Wasser hingen. Die flüchtigen Spuren der Wasserläufer, die über die Oberfläche huschten. Ein Smartphone, das klingelte. Rolfs Hand, die in seinen Rucksack griff und darin wühlte. Das Smartphone, das er jetzt herausholte. Die Nachricht, die er las. Sein tiefer Atemzug, der für alle drei hörbar war. Rolf, der sagte, er müsse dann langsam wieder los. Er, der meinte, seine Frau warte schon zu Hause mit dem Essen auf ihn. Elli, die die Augen schloss. Margret, die mit müden Augen langsam nickte. 

Das Zögern. Ellis Hand, die nach Margrets Hand griff. Der Daumen, der sanft über den Handrücken strich. Der Zweifel, der sich in Elli aufbäumte. Rolf, der mit seinen Fingern auf der Lehne der Bank zu trommeln begann. Die Angst, vor dem, was gleich kommen würde. Die Stille, die zu drängeln begann. Margret, die sagte, sie müssten wohl jetzt langsam aufbrechen. Elli, die mit einem lautlosen Seufzen in die Wolken blickte. Rolf, der als erster aufstand. Die Hand, die er seiner Mutter reichte. Margret, die sich an der Hand ihres Sohnes nach oben zog. Elli, die sich bei ihr einhakte.

Drei Menschen, die sich auf den Rückweg machten. Der Kies, der unter den langsamen Schritten knirschte. 


Schreibwerkstatt bei Arwed Vogel
Aufgaben: Eine Begegnung von drei Personen an einem Gewässer, Beschreibung unter Einsatz des Stilmittels Relativsätze

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Karin Hoisl-Schmidt liebt es, das Leben in seinen bunten Facetten zu erforschen und zu beschreiben. Als Psychologin, Liedermacherin und Autorin will sie motivieren und inspirieren.

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