Rückblick auf das Seminar
Elf Teilnehmer:innen lassen den gemeinsamen Tag im Freiraum Institut Revue passieren. Gut begleitet von der Katze Frau Angermeier und dem Hund Phanni, waren sie heute hier zu Gast. Das Thema des Seminars: Umgang mit schwierigen Gesprächssituationen.
Die Fragen zu Reflexion: Was war besonders hilfreich, was war zu viel, was hat gefehlt?
Die Inhalte
Die Schwerpunkte des Seminars bestanden aus den Grundlagen der Stressreaktion, der Basis bedürfnisorientierter Kommunikation, der Kunst "Nein" zu sagen und den Grundlagen der Deeskalation. Es wurden theoretische Grundlagen vermittelt, Tools vorgestellt, eingeübt und in Kleingruppen vertieft und reflektiert. Wie im Flug verging die Zeit.
Nicht viel Neues - aber wertvoll
"Das meiste hat man irgendwie schon einmal gehört, viel Neues war nicht dabei." So eine Rückmeldung aus der Runde, die manch andere Teilnehmerin teilte. "Es war gut, das Wissen wieder aufzufrischen und weiter zu üben, so die Sprecherin weiter." Einhelliges Nicken in der Gruppe.
Ich stimme zu. Genau darum geht es. Vermutlich ein Leben lang. Gute Kommunikation ist kein Selbstläufer. Nichts, was uns fremd wäre und es sind auch keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse zu erwarten. Vermutlich.
Menschen sprechen seit mindestens 100.000 Jahren
Bei einer jahrtausendealten Kulturtechnik, wie der Kommunikation ist es nahezu unmöglich das Rad heut noch neu zu erfinden. Die Grundregeln und Mechanismen sind im Prinzip klar. Sprache dient uns zur Verständigung, zum Informationsaustausch und zum Ausdruck von Gefühlen und Bedürfnissen.
Die soziale Funktion von Sprache liegt in der Stärkung von Verbundenheit, von Beziehungsaufbau und gegenseitigem Verständnis. Gute Kommunikation ist die Basis von Kooperation und Zusammenarbeit.
Wenn alles gut geht.
Sprache kann auch zerstören, verletzten, hemmen. Sobald in unserem Kopf der Alarmzustand herrscht und wir uns angegriffen fühlen, werden wir zurückgeworfen in unseren instinkthaften Angriffs- oder Fluchtmodus. Das wilde Tier in uns erwacht. In der Eskalation agieren wir oft zerstörerisch und trennend.
Gute Kommunikation wird zur Herausforderung
Eine komplexe Welt mit komplexen Aufgaben und komplexen Krisen lässt uns nicht kalt. Der kollektive Stresspegel ist hoch, die Zündschnur oft kurz, Verbindungen sind fragil. Die Kommunikation wird zur Herausforderung.
Die sogenannte Gewaltfreie Kommunikation ist die Kommunikationstechnik unserer Zeit. Von Marshal Rosenberg entwickelt ermöglichst sie, auch Schwieriges zur Sprache zu bringen, ohne bedrohlich oder eskalativ zu wirken. Sie war auch bei unserem Seminar die Basis aller Übungen.
Bedürfnisse und Emotionen im Fokus
Worum geht es eigentlich? Was nehme ich wahr? Wie fühle ich mich? Was brauche ich? Was wünsche ich mir von meinem Gegenüber?
Mit diesen oder ähnlichen Kernfragen haben wir uns auf verschiedene Art und Weise beschäftigt und festgestellt: Gute Kommunikation fängt immer mit einer guten Beziehung zu sich selbst an. Wenn ich erkenne, worum es mir geht, was mich an- oder umtreibt, bin ich erst fähig, klar und präsent zu kommunizieren. Der nächste Schritt ist die Entwicklung eines empathischen Blickes auf das Gegenüber. Hier beginnt die konstruktive Zusammenarbeit, die fruchtbare Kooperation und der Beziehungsaufbau.
Verbundenheit schaffen - die Kernaufgabe unserer Zeit
Jenseits von allen Techniken und Werkzeugen haben wir im Seminar beleuchtet, dass gute Kommunikation ein Schlüssel werden kann, der uns Menschen wieder mehr zusammenwachsen lässt. Die Schnelllebigkeit, Technisierung und Krisenbelastung lässt uns auseinanderdriften, vereinsamen. Misstrauen und Missverständnisse überwuchern unsere Verbindungen. Worte können wie Brücken sein. Hoffnung und Freude schenken, Mut machen und stärken.
Von der Übung zur Haltung
In diesem Sinne gingen die Teilnehmerinnen motiviert nach Hause, die eine oder andere Technik in ihren Alltag einfließen zu lassen und zu üben, bis sie zur verinnerlichten Haltung wird. Dann ist der erste große Schritt geschafft. Viele weitere warten. Jeder lohnt sich.



