Zischend öffnete sich die Bustür. Mit einem Nicken ging er an dem Brummelbusfahrer vorbei und trat mit seinem schweren Rucksack auf die Hafenstraße hinaus. Ein Windstoß algte ihm um die Nase und mischte sich mit Dieselgeruch. Er war der einzige Fahrgast an diesem Morgen. Die Tür schloss sich, während die Reifen schon wieder anrollten. Die leeren Sitze gähnten ihm noch einmal durch die dunkelglasige Fensterreihe zu und verschwanden dann hinter der ersten Kurve der steilmäandernden Küstenstraße.
Der Schrei einer Möwe lenkte seinen unsicheren Blick zum Meer. Im menschenleeren Hafen lag es im Nebelschlaf vor ihm. Er atmete die Morgenluft bis in seine Lungenspitzen und erschmeckte den Salzhauch auf seiner Zunge. Seine Augen tasteten sich durch die rauchgrauen Dunstschleier und ritten über die kräuselnden Wellen. Schließlich verfingen sie sich im Umriss eines Fischerkahns, welcher augenscheinlich Kurs nahm in Richtung Hafen. Die Konturen schärften sich, während das Boot mövenflankiert näherkam und er den Steuermann erkennen konnte.
Jeder Handgriff saß. Fasziniert betrachtete er das routinierte Anlandungsmanöver. Gelassen wurden Taue gewickelt, geknotet, fixiert, während ein Zufriedenheitslächeln den Mund des Fischers umspielte.
„Na, schon erfolgreich gewesen heute“, wagte er, die Morgenstille zu durchbrechen.
„Moin. Ja. Ein mächtiger Wortschwarm, der mir da ins Netz ging. Komm ruhig näher, dann kannst du einen Blick drauf werfen.“
Neugiergetrieben folgte er der Einladung und bestieg mit einem großen Schritt den sanftschaukelnden Fischerkahn, wo sein Gastgeber bereits begonnen hatte, seinen Wortfang genauer zu sichten und zu sortieren. Knallbunte Kisten standen dazu bereit. Große und ganz kleine Wörter, kurze und lange, zappelige und völlig ruhige tummelten sich im ausgebreiteten Fangnetz. Auch Vergessensschleim und Oberflächlichkeitsgras hatte sich mit im Netz verfangen. „Du kannst mir gerne helfen, diese eklige Zeug abzuzupfen“, sagte der Wortfischer. „Es ist eine Plage. Diese Sprachzerstörer wuchern seit Jahren wie wild. Da ist jede Hand gefragt.“
So legten sie los. Zupften und wischten, nahmen Maß und legten Wort für Wort behutsam in die Wortkisten. „Schau mal“, sagte der Fischer, „so ein winzig kleiner Mut, den werfen wir nochmal zurück ins Sprachmeer. Der darf noch ein wenig wachsen, bevor er zu den Menschen kommt.
Zwei Stunden später war die Arbeit getan. Worte der Freude, der Klarheit, der Verbundenheit und noch viele mehr warteten nun darauf zu den Menschen gebracht zu werden. Glückserschöpft sah er auf das gemeinsame Werk.
„Nimm Dir gerne ein Wort mit“, sagte der Fischer. „Du hast mir sehr geholfen.“
„Sehr gerne“, sprach er und stand mit leuchtendroten Wangen vor den aufgereihten Kisten. Welches Wort, soll heute mit ihm gehen? Aus dem Augenwinkel bemerkte er ein glänzendblaues Blitzen aus der grünen Wortkiste, die da ganz links in der Reihe stand. Er ging auf sie zu und griff nach der Zuversicht, die ihm schon entgegen zu hüpfen schien. Er machte Platz in seinem Rucksack und bettete das Wortgeschenk hinein. „Von Herzen Danke“, sagte er und verharrte einen Atemzug lang Auge in Auge mit dem Fischer.
Dann wandte er sich um, betrat mit einem beherzten Schritt wieder festen Boden und ging geradewegs auf den Bus zu, der eben vorgefahren war und zischend die Tür für ihn geöffnet hatte. Als die Räder wieder rollten, schaute der Fischer lächelnd hinterher. Bevor der Bus hinter der ersten Kurve der steilmäandernden Küstenstraße verschwand, war durch die dunkelglasige Fensterreihe leuchtendhell das blaue Glitzern der Zuversicht zu sehen.
Der Schrei einer Möwe lenkte seinen unsicheren Blick zum Meer. Im menschenleeren Hafen lag es im Nebelschlaf vor ihm. Er atmete die Morgenluft bis in seine Lungenspitzen und erschmeckte den Salzhauch auf seiner Zunge. Seine Augen tasteten sich durch die rauchgrauen Dunstschleier und ritten über die kräuselnden Wellen. Schließlich verfingen sie sich im Umriss eines Fischerkahns, welcher augenscheinlich Kurs nahm in Richtung Hafen. Die Konturen schärften sich, während das Boot mövenflankiert näherkam und er den Steuermann erkennen konnte.
Jeder Handgriff saß. Fasziniert betrachtete er das routinierte Anlandungsmanöver. Gelassen wurden Taue gewickelt, geknotet, fixiert, während ein Zufriedenheitslächeln den Mund des Fischers umspielte.
„Na, schon erfolgreich gewesen heute“, wagte er, die Morgenstille zu durchbrechen.
„Moin. Ja. Ein mächtiger Wortschwarm, der mir da ins Netz ging. Komm ruhig näher, dann kannst du einen Blick drauf werfen.“
Neugiergetrieben folgte er der Einladung und bestieg mit einem großen Schritt den sanftschaukelnden Fischerkahn, wo sein Gastgeber bereits begonnen hatte, seinen Wortfang genauer zu sichten und zu sortieren. Knallbunte Kisten standen dazu bereit. Große und ganz kleine Wörter, kurze und lange, zappelige und völlig ruhige tummelten sich im ausgebreiteten Fangnetz. Auch Vergessensschleim und Oberflächlichkeitsgras hatte sich mit im Netz verfangen. „Du kannst mir gerne helfen, diese eklige Zeug abzuzupfen“, sagte der Wortfischer. „Es ist eine Plage. Diese Sprachzerstörer wuchern seit Jahren wie wild. Da ist jede Hand gefragt.“
So legten sie los. Zupften und wischten, nahmen Maß und legten Wort für Wort behutsam in die Wortkisten. „Schau mal“, sagte der Fischer, „so ein winzig kleiner Mut, den werfen wir nochmal zurück ins Sprachmeer. Der darf noch ein wenig wachsen, bevor er zu den Menschen kommt.
Zwei Stunden später war die Arbeit getan. Worte der Freude, der Klarheit, der Verbundenheit und noch viele mehr warteten nun darauf zu den Menschen gebracht zu werden. Glückserschöpft sah er auf das gemeinsame Werk.
„Nimm Dir gerne ein Wort mit“, sagte der Fischer. „Du hast mir sehr geholfen.“
„Sehr gerne“, sprach er und stand mit leuchtendroten Wangen vor den aufgereihten Kisten. Welches Wort, soll heute mit ihm gehen? Aus dem Augenwinkel bemerkte er ein glänzendblaues Blitzen aus der grünen Wortkiste, die da ganz links in der Reihe stand. Er ging auf sie zu und griff nach der Zuversicht, die ihm schon entgegen zu hüpfen schien. Er machte Platz in seinem Rucksack und bettete das Wortgeschenk hinein. „Von Herzen Danke“, sagte er und verharrte einen Atemzug lang Auge in Auge mit dem Fischer.
Dann wandte er sich um, betrat mit einem beherzten Schritt wieder festen Boden und ging geradewegs auf den Bus zu, der eben vorgefahren war und zischend die Tür für ihn geöffnet hatte. Als die Räder wieder rollten, schaute der Fischer lächelnd hinterher. Bevor der Bus hinter der ersten Kurve der steilmäandernden Küstenstraße verschwand, war durch die dunkelglasige Fensterreihe leuchtendhell das blaue Glitzern der Zuversicht zu sehen.
Ergebnis einer Aufgabe in der Schreibwerkstatt mit Arwed Vogel

Wortschwarm, Vergessensschleim, Zuversicht… wundervoll, liebe Karin! 😘
Danke für diese Geschichte!
Es war mir ein Vergnügen mich auf die Schreibaufgabe einzulassen und nach den Wörtern zu fischen 🌞. Schön, dass Dir die Geschichte gefällt.